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Rezension

Ein Ausflug nach Amrum

Mit seinem Debüt-Krimi „Öömrang“ entführt Jan Bosse seine Leserschaft auf die Insel Amrum - und in die Zukunft.

Alain WeissFoto: Kevin Bidwell/Pexels
21. Januar 2023|11:42 Uhr
Der Wolfsburger Autor Jan Bosse fühlt sich auf Amrum, dem Schauplatz seines Debüt-Krimis, sichtlich wohl. (Foto: privat/Instagram)

Auf Amrum geschieht ein Mord und Kriminalkommissar Landmann wird gemeinsam mit seinem Partner, dem Androiden Daneel, auf die Insel geschickt. Die Ermittlungen laufen stockend an, die Ausstattung der Polizei abseits der hochmodernen Zivilisation steckt noch im vorigen Jahrtausend fest. Einzig Daneels vielseitiges Repertoire technischer Finessen ermöglicht auch ohne selbstfahrende Autos, DNA-Datenbanken oder Überwachungskameras einigermaßen annehmbare Arbeitsbedingungen. Doch kurz darauf taucht am Strand eine weitere Leiche auf und Landmann muss feststellen, dass der Fall weit über die Grenzen der Insel hinausreicht …

Krimi mit dem gewissen Etwas

Das Besondere an dem im Piper-Verlag veröffentlichten „Insel-Krimi mit Androiden“, so der Untertitel, ist auch zugleich seine wohl größte Stärke. Was mit gemächlichem Tempo und detailverliebten Beschreibungen beginnt, entwickelt sich trotz des stets mitschwingenden, feinen Humors und einer angemessenen Dosis Lokalkolorit Schritt für Schritt in Richtung eines handfesten SciFi-Thrillers, der seine Wurzeln nie verleugnet und daher für Fans beider Genres (und darüber hinaus) wunderbar geeignet ist.

Überhaupt gelingt es Jan Bosse stets, die perfekte Balance zwischen den eigentlich so unterschiedlichen Elementen seiner Geschichte zu finden. Die eher entspannten Insulaner in ihrer heimeligen Idylle und die ungeduldigen Großstädter aus der anonymen Moderne, das Bauchgefühl der Menschen und die nüchterne Logik des Androiden Daneel, all das prallt ständig aufeinander wie die Wellen auf den Strand und ergibt trotz aller Kontraste ein ebenso harmonisches Gesamtbild.

Perfekte Urlaubslektüre

Dazu streut Jan Bosse immer wieder sehr gekonnt subtile Hinweise ein, die die Lösung des Falls andeuten, ohne sie zu früh vorwegzunehmen. So lässt „Öömrang“ zwar keine Fragen offen, regt aber dennoch zum Nachdenken an. Und sei es nur darüber, ob man nicht auch mal (wieder) Urlaub auf Amrum machen könnte. Mit im Gepäck ist dann vielleicht schon die Fortsetzung dieses sehr starken Debüts.

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