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„Mimis Welt“

Ella Stein gewinnt den Kelverather Literaturpreis

Mit fein gezeichneten, authentischen Figuren und feinfühligen Dialogen überzeugte Ella Stein die Jury des Kelverather Literaturpreises und sorgte zudem für ein Novum bei der Preisverleihung.

Henning SchusterFoto: StockLite/Shutterstock.com
22. August 2022|9:07 Uhr
Ella Stein sorgte für zwei abwechslungsreiche Lese-Abende. (Foto: privat)

Strenggenommen war es sogar nicht nur eine Premiere, die den Abend im Kirchpark prägte. Schließlich gelang es der sympathischen Österreicherin aus der Nähe von Linz auch als erster Autorin außerhalb des niederrheinischen Raumes, die wie immer in der Schreinerei Renner handgefertigte Trophäe des Kelverather Literaturpreises zu gewinnen. Das blieb angesichts eines in dieser Größenordnung nie zuvor dagewesenen Publikumsinteresses allerdings nur eine Randnotiz – viel mehr Eindruck hinterließ die Tatsache, dass die Reservierungsanfragen für die Lesung im Rahmen der Preisverleihung erstmals noch einen Zusatztermin am Folgeabend vor erneut ausverkauftem Haus erforderte.

Mit „Die Sache mit dem Vater“ gewann Ella Stein den Kelverather Literaturpreis 2022.

Abgezeichnet hat sich der große Andrang allerdings bereits früh. Der Sprung auf die Shortlist, basierend auf den Verkäufen der Buchhandlung Mohnhaupt und den Anfragen an die Bücherei, gelang Ella Stein mit „Die Sache mit dem Vater“, dem zweiten Teil ihrer Roman-Reihe „Mimis Welt“, souverän und unangefochten. So war es nur logisch, dass auch die Jury dem eindeutigen Votum der Leserschaft folgte – was angesichts der lobenden Worte bei der Preisverleihung auch aus vollem Herzen geschah.

Feingefühl mit Tiefgang und Witz

„Mit präzise gezeichneten, authentischen Figuren und feinfühligen Dialogen verleiht Ella Stein ihren durchdachten Geschichten gleichermaßen Tiefgang, Spannung, Witz und Emotionen“, zitierte Bücherei-Leiterin Melanie Höffken die Begründung der Jury. „Ihre Charaktere sind sämtlich sehr vielschichtig, könnten jedoch unterschiedlicher kaum sein. Ella Stein führt sie sicher durch die Handlung, die immer wieder abseits und doch stets in Sichtweite des roten Fadens neue Wege beschreitet, ohne jemals von der vorgegebenen Route abzukommen. Zudem findet Ella Stein mit beeindruckender Konstanz genau die richtige Dosis Drama, um die psychologischen Aspekte der herausfordernden Handlung kitschfrei und glaubhaft darzulegen.“

Auch die wenigen Literaturfans, die noch kein Exemplar aus „Mimis Welt“ im Regal stehen hatten, gingen nicht ohne Buch nach Hause. (Foto: privat)

Die lobenden Worte nahm die Autorin sichtlich bewegt zur Kenntnis und bedankte sich in ihrer Rede gleich mehrfach für den freundlichen Empfang und das große Interesse. Ebenfalls betonte sie ausdrücklich den großen Rückhalt ihrer Familie, den sie auch in Kelverath spüren durfte. Die lange Reise aus Oberösterreich an den Niederrhein hatte Ella nicht allein angetreten. Vor allem ihrer Tochter, die als „Klein-Stein“ sogar bereits eine eigene kleine Fan-Schar hat, und Mutter Sadie, die einige ihrer Gemälde für das Bühnenbild der Open-Air-Lesung zur Verfügung gestellt hatte, waren Freude und Stolz über die wohlverdiente Auszeichnung deutlich anzusehen.

Ernste Literatur und humorvolle Kurzgeschichten

Somit herrschten allseits beste Voraussetzungen für zwei in allen Belangen gelungene Abende, die Ella Stein sowohl mit ernsten Kapiteln als auch mit ihren äußerst humorvollen Kurzgeschichten sehr abwechslungsreich gestaltete. Insbesondere die wendungsreiche „Geburtstagsparty für Max“ und die „nicht ganz fiktive“ Belegschaft der „Bankzweigstelle West“ sorgten für viel gute Laune und herzhafte Lacher – sogar bei Katja Borchert-Gilles, die als Leiterin der Sparkasse Kelverath den Hauptsponsor des Literaturpreises in der Jury repräsentierte. Sie wollte sich zwar nicht am Mikrofon zu möglichen Parallelen zu ihrer Filiale äußern, doch immerhin bescheinigte sie Ella Stein „eine hervorragende Beobachtungsgabe“. Eine Meinung, die vielstimmiges Echo und schallenden Applaus fand – wobei vor allem letzterer selbstverständlich und vollkommen zu Recht der gefeierten Autorin galt.