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Tourismus

Venedig im Wandel

Mit besserer Organisation und gezielten Kontrollmaßnahmen soll die Lagunenstadt attraktiver für Bewohner und Touristen werden.

Vera SpäthFoto: Daniel Xavier/Pexels
3. Januar 2024|10:51 Uhr
Das Leben in Venedig soll entschleunigt werden. (Foto: Viktor Hanacek/Picjumbo)

Venedig gehört zu den beliebtesten Reisezielen Europas und ist dementsprechend nahezu das ganze Jahr über äußerst gut besucht. Die Menschenmassen hinterlassen jedoch Spuren, nicht nur sichtbare. In den engen Gassen der Stadt und sogar auf dem großflächigen Markusplatz herrscht fast dauerhafte Hektik, ein Moment zum Durchschnaufen ist schnell vorbei.

Während der Corona-Pandemie zeigte sich, dass es auch anders geht. Venedig kam unverhofft zur Ruhe. Der Besucherstrom versiegte, die Gondeln blieben vertäut, sogar das Wasser in den Kanälen wurde klar. Für eine Touristenhochburg ein willkommener Moment zum Durchatmen, aber natürlich kann es kein Dauerzustand sein. Nun sind die Touristengruppen zurück – doch die chaotischen Zustände von früher sollen sich nicht wiederholen.

Eintritt für Tagesgäste

Der auffälligste Schritt dafür ist die Einführung eines Eintrittsbeitrags, den Tagestouristen zahlen müssen. Je nach Reisetermin liegt die Gebühr zwischen drei und zehn Euro – in der Hochsaison wird es natürlich teurer. Registrieren und bezahlen kann man sich unkompliziert per App und wer länger bleibt, muss nicht bezahlen. Denn mit den neuen Maßnahmen will die Stadt vor allem für seine Einwohner angenehmer werden, auch Übernachtungsgäste sollen indirekt von einer gesteigerten Lebensqualität profitieren.

Dabei spielten die reinen Zusatzeinnahmen eher eine untergeordnete Rolle, vielmehr gehe es um einen besseren Überblick über die an- und abreisenden Touristen und eine ausgeglichenere Verteilung, um extreme Stoßzeiten zu vermeiden. Zudem sollen die Menschen auf diesem Weg dazu gebracht werden, einen längeren Aufenthalt in Betracht zu ziehen und Venedig ganz in Ruhe zu erkunden.

Venedig zeigt sich von einer neuen Seite – in der Hoffnung, dass mehr Tagestouristen mehr Zeit einplanen und über Nacht bleiben. (Foto: Viktor Hanacek/picjumbo)

Modernes Kontrollzentrum

Damit das öffentliche Leben dabei so wenig wie möglich gestört wird, gibt es seit rund fünf Jahren zudem ein Kontrollzentrum auf der vorgelagerten Insel Tronchetto, in dem Venedig überwacht wird. Hunderte von Kameras gibt es in der ganzen Stadt, dazu Sensoren und Funkzellen. Die Technologie soll dabei helfen, sämtliche Abläufe reibungslos zu gestalten, von der Müllentsorgung über die Fußgängerströme bis hin zum Boots- und Gondelverkehr.

Auch die häufig unbewusst begangenen Regelverstöße von Tagestouristen sollen auf diese Weise umgehend erkannt werden. Wird im Kontrollzentrum ein solcher Vorfall registriert, bekommen die Ordnungshüter in der Stadt einen Hinweis und können die Gäste gezielt ansprechen und aufklären. Dabei sei die Anonymität und der Datenschutz stets gewahrt.

Potenzial für zukünftige Verbesserungen

Zweifel an den neuen Maßnahmen gibt es dennoch, unter Einwohnern wie Touristen. Doch letztendlich gebe es keine Alternative, um die Attraktivität Venedigs auch langfristig zu wahren. Und mit der Zeit steigere sich hoffentlich die Akzeptanz des Ungewohnten, das durchaus auch Potenzial für zukünftige Verbesserungen mit sich bringe. So könne die Kontrollzentrale beispielsweise auch gezielt den Bedarf an zusätzlichen Sitzgelegenheiten oder Mülleimern ermitteln und decken, um auch auf diesem Weg für ein angenehmeres Stadtbild zu sorgen. Der Wandel Venedigs hat also gerade erst begonnen.

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