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Pioneer 10

Zwanzig Jahre Funkstille

Vor zwei Jahrzehnten erreichte das letzte Signal der Raumsonde Pioneer 10 die Erde - aus einer Entfernung von rund 12 Milliarden Kilometern.

Johannes BartschFoto: RODNAE Productions/Pexels
23. Januar 2023|8:26 Uhr
Die Stille des Raumes: Seit 20 Jahren schwebt Pioneer 10 schweigend durchs All. (Foto: Viktor Hanacek/Picjumbo)

Die lange Reise der Pioneer 10 begann am 3. März 1972 in Cape Canaveral, eine Atlas-Centaur-Rakete brachte die Raumsonde ins All. Dort nahm sie Kurs auf den Jupiter, als erste überhaupt. Zu diesem Zeitpunkt hatte die NASA damit gerechnet, dass Pioneer 10 nur rund 21 Monate lang ihren Dienst würde erledigen können. Insofern verwundert es nicht, dass keine Zeit vergeudet werden sollte. Mit einer Geschwindigkeit von 14,36 Kilometern pro Sekunde (!) schoss Pioneer 10 durchs All, bereits nach elf Stunden Flugzeit erreichte sie die Umlaufbahn des Mondes. Die Apollo-Raumschiffe hatten für dieselbe Strecke noch rund drei Tage benötigt.

Doch das primäre Ziel von Pioneer 10, der Jupiter, liegt deutlich jenseits unseres Trabanten und der Weg dorthin war weitgehend unerforscht. Als größte Gefahr galt der Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, ein potenziell tödliches Minenfeld für ein empfindliches Forschungsinstrument. Pioneer 10 war das erste vom Mensch gemachte Objekt, dass diesen Bereich des Weltalls erreichte – und verblüffte mit der Erkenntnis, dass die Befürchtungen über dessen Bedrohungspotenzial deutlich übertrieben waren.

Zum Jupiter – und noch viel weiter

Weitgehend unbehelligt setzte die Sonde ihren Weg fort und erreichte bereits im November 1973, nach etwas mehr als eineinhalb Jahren Flugzeit, das Jupitersystem. Am 4. Dezember kam sie dem Planeten am nächsten und vollführte damit ein Swing-by-Manöver, bevor sie sich schließlich am 2. Januar vom Jupiter verabschiedete und ihren Weg ins All fortsetzte.

Während der Beobachtungsphase im direkten Umfeld des größten Planeten des Sonnensystems sammelte Pioneer 10 unermüdlich Daten und Bilder. Darunter waren Aufnahmen der Jupitermonde Ganymed, Europa und Kallisto – aufgrund starker Strahlungseinflüsse gingen Kommandosignale zum Fotografieren des vierten Mondes Io verloren – und des Großen Roten Flecks, einem gigantischen und seit mindestens 200 Jahren in der Jupiteratmosphäre tobenden Wirbelsturms.

Unermüdliche Wegbereiterin

Die Mission war damit ein voller Erfolg und ebnete den Weg für viele weitere Raumsonden, die Jupiter und seine enorme Masse vor allem nutzten, um per Swing-by-Manöver nach dem Vorbild von Pioneer 10 tief ins Weltall vordringen zu können. Hier ist vor allem die Sonde Voyager 1 zu nennen, die 1979 startete und am 17. Februar 1998 eine größere Distanz zur Erde erreichte als ihre Vorgängerin. Inzwischen bewegt sie sich als erstes menschgemachtes Objekt im interstellaren Raum, wozu die Pioneer-10-Mission entscheidend beitrug.

Und auch die Vorreiterin ist vermutlich noch im All unterwegs, irgendwo auf dem Weg in Richtung des Sterns Aldebaran. Wo genau, lässt sich nicht feststellen; vor auf den Tag genau zwanzig Jahren hat die Erde das letzte Signal von Pioneer 10 empfangen. Zu diesem Zeitpunkt befand sie sich 12 Milliarden Kilometer von zu Hause entfernt, längst hatte sie die Umlaufbahnen von Saturn, Uranus und dem äußersten Planeten unseres Sonnensystems, Neptun, hinter sich gelassen. Mit einer Missionsdauer von rund 31 Jahren hat sie die ursprünglich geplante Laufzeit von nur 21 Monaten um ein Vielfaches übertroffen und auch die Erwartungen an die wissenschaftlichen Erkenntnisse mehr als nur erfüllt. Danach war Zeit für den wortwörtlichen Ruhestand.

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