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Museum

Eine zuckersüße Geschichte

Hermann Radtke besitzt tausende Stück Würfelzucker. Seine Sammlung präsentiert er im eigenen Zuckermuseum. Heute feiern seine Exponate ein besonderes Jubiläum.

Henning SchusterFoto: StockLite/Shutterstock.com
23. Januar 2023|7:43 Uhr
Hermann Radtke ist ein wahrer Zucker-Junkie. Mehr als 30 000 Zuckerwürfel aus aller Welt hat er gesammelt. (Foto: Dall-E)

Hermann Radtke liebt Zucker, insbesondere in Würfelform. Angst vorm Zahnarzt hat er jedoch nicht – die süßen Stückchen landen bei ihm ausschließlich in Setzkästen und auf selbstgebauten Leisten an der Wand. Radtke führt nämlich kein Café, sondern ein Museum.

In einer ehemaligen Werkstatt direkt neben seinem Haus präsentiert der Kelverather ein beeindruckendes Sortiment mit rund 30 000 Zuckerwürfeln. Seit 74 Jahren sammelt er die kleinen Exponate, mit einem Ausflug in die Niederlande fing damals alles an.

Der Startschuss fiel vor 60 Jahren

„Die Verpackung der Zuckerwürfel sah dort für mich kleinen Jungen einfach spannender aus als hier in der Heimat“, erinnert Radtke sich. „Und natürlich hatte ich damals noch nie von ‚Suiker‘ gehört und fand das Wort spannend.“

Aus dieser Initialzündung ist eine Leidenschaft geworfen. Zunächst verging kein Ausflug, kein Urlaub ohne neues Erinnerungsstück. Im Laufe der Zeit schnappte Radtke immer mehr Wissen über den Zucker im Allgemeinen und den Zuckerwürfel im Speziellen auf. Irgendwann stand die Werkstatt nebenan leer und er beschloss, sie zu einem kleinen Museum umzubauen.

„Der Zucker ist für viele heute eine Selbstverständlichkeit, dabei gibt es dazu eine lange und spannende Geschichte“, findet Radtke. „Wenn ich Schulklassen zu Besuch habe, staunen die immer, was es da alles zu entdecken gibt.“

Aktuell ist sein Museum sogar ganz besonders gefragt. Schließlich ist es heute auf den Tag genau 180 Jahre her, dass ein gewisser Jacob Christoph Rad im märischen Datschitz ein sogenanntes Privileg für die von ihm erfundene Würfelzuckerpresse erhielt. Ein Jahr später wurde ihm auch das Patent erteilt.

Die Idee zur maschinellen Herstellung der Zuckerstücke hatte Rad mit seiner Frau, nachdem sich diese bei der manuellen Portionierung mit einem Zuckerbrecher verletzt hatte.

Jubiläum: 180 Jahre Zuckerwürfel

In den folgenden hundert Jahren wurde die Herstellung vor allem von Franzosen und Belgiern weiterentwickelt und unzählige Stückchen verpackt. Ein Teil davon steht nun in Kelverath und illustriert die lange Geschichte, die Hermann Radtke routiniert und unterhaltsam erzählt.

Besonderes Staunen ruft vor allem die Information hervor, dass seine beeindruckende Sammlung nicht einmal die größte in Deutschland ist, verrät Radtke verschmitzt.

„Ich bin Mitglied im Deutschen Zuckersammler-Klub und unsere Vorsitzende Karin Rädel hat schon mehr als 160 000 Zuckerwürfel gesammelt“, berichtet er.

Viele der anderen Zuckersammler kennt er sogar persönlich, der Klub organisiert regelmäßig Treffen und Tauschbörsen. Dort gibt es für fast jeden noch etwas Neues zu entdecken, so manche Schätze hat auch Radtke bei diesen Gelegenheiten ergattern können.

Mittlerweile hält er sich damit bei den Treffen allerdings zurück. Sein Museum bietet ohnehin kaum noch Platz für neue Zuckerwürfel und einen Anbau möchte er sich und vor allem seiner Frau nicht zumuten, aus einem nachvollziehbaren Grund: „Sie ist schließlich mein größter Schatz.“

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